Tägliches Spielen ist für Katzen ungeheuer wichtig, um körperlich und psychisch gesund zu bleiben. Aber warum ist das so? Beim Spielen mit Katzen geht es nicht nur ums Spaß haben und herumflitzen, sondern es ist ein direkter Ersatz für das Jagen lebendiger Beute und erfüllt damit ein absolutes Grundbedürfnis: Das Jagen.
Denn auch wenn unsere Stubentiger die meiste Zeit kuschelig, niedlich und flauschig herumtapsen, sind sie trotz allem Raubtiere und genetisch darauf ausgerichtet täglich zu jagen und Beute zu erlegen. Können sie dieses absolute Grundbedürfnis nicht ausleben, kann das zu schweren psychischen Beeinträchtigungen und gesundheitlichen Schäden führen.
Eine Katze, die nicht spielen darf, ist also zwangsläufig einigermaßen unglücklich.
Eine Katze, die spielen dürfte, aber nicht will, hat ein tiefergehendes zugrunde liegendes Problem.
Denn wer nicht spielt, jagt nicht. Und wer nicht jagt, würde ohne menschliche Hilfe verhungern.
Wenn Deine Katze nicht spielen WILL, gibt es also 2 Möglichkeiten:
Option a: Sie ist krank oder hat Schmerzen und kann deshalb nicht spielen.
In dem Fall muss sie unbedingt tierärztlich gründlich untersucht und behandelt werden.
Option b: Sie würde eigentlich schon wollen, aber das bisherige Spielangebot passt einfach nicht oder macht ihr Angst. Denn richtig mit Katzen spielen ist eine Kunst für sich und nicht mit ein bisschen Wedeln mit der Spielangel getan.
Wie es richtig klappt, damit Deine Katze und auch Du beim Spielen Spaß haben könnt, schauen wir uns jetzt einmal an…
Welche Arten von Spiel gibt es überhaupt?
1.Sozialspiel: Spielen mit anderen Katzen
Dabei wird gebalgt, gerauft, sich gegenseitig gejagt und belauert und oft wild herumgeflitzt.
Diese Art von Spiel wird vor allem von Kitten und jungen Katzen gezeigt und ist quasi ein spielerisches Üben der Fähigkeiten, die man als erwachsene Katze später braucht um sich gegen andere Katzen durchsetzen zu können.
Erwachsene Katzen spielen meist nicht mehr so wild miteinander und oft auch gar nicht. Das ist überhaupt nicht schlimm und relativ normal. Gut befreundete Katzen, denen es gut geht und die Spaß daran haben, können aber auch bis ins hohe Alter noch freundschafltich miteinander balgen und sich herumjagen.
Wenn Deine Katze nur Dich als Menschen als Sozialpartner hat, wird sie auch mit Dir solche Raufspiele durchführen wollen. Wenn sie dabei aber lernt, dass in Hände und Füße beißen erlaubt ist, bringst Du ihr sehr schnell bei, auch in anderen Situationen oder bei anderen Menschen zu zwicken oder sogar zu beißen.
Biete deshalb für Raufspiele lieber entsprechend große Stofftiere an. Denn Hände sind zum Streicheln da, nicht zum Reinbeißen.
2. Spiel mit „toter Beute“
Also das Herumschleudern, Umhertragen und Belauern von kleinen Plüschtieren, Papierkugeln, Bällchen usw. Das spiegelt das Verhalten nach dem eigentlichen Fangen einer echten Beute draußen wieder, bevor sie gefressen wird.
In einem katzengerechten Zuhause sollten deshalb immer ausreichend kleine Spielsachen herumliegen, mit denen die Katze dieses Verhalten ausüben kann.
Auch dabei sind Kitten und junge Katzen oft deutlich wilder und motivierter als erwachsene Katzen, die mit ihrer Energie einfach besser haushalten.
Wenn Du Spielzeuge mit Katzenminze, Matatabi oder Baldrian verwendest und mehrere Katzen hast, lass diese Spielsachen bitte nicht unbeaufsichtigt herumliegen, sondern gib sie Deinen Katzen nur getrennt voneinander. Im „Drogenrausch“ kommt es sonst nämlich leicht zu Streitigkeiten zwischen den Katzen, die ja leicht vermeidbar sind.
Kleiner Tipp für Spielzeug zur Selbstbeschäftigung: Lass nicht wochenlang das gleiche Spielzeug herumliegen, sondern tausche es immer wieder aus.
Katzen sind im Bezug auf Spielzeug nämlich nicht viel anderes als kleine Kinder: was lange herumliegt, wird irgendwann langweilig. Immer wieder etwas Neues zu entdecken ist dagegen viiiieel spannender.
Ein paar NoGos beim Thema Spielzeug gibt es aber doch:
-Laserpointer. Einfach nur einem Punkt hinterherzurennen, den man nie wirklich fangen kann, ist extrem frustrierend.
-Spielzeuge mit Ösen oder Schlaufen, in denen die Katze mit der Pfote oder Zehe hängenbleiben und sich verletzen kann
-Spielzeuge mit leicht abbeißbaren Kleinteilen, die die Katze verschlucken kann
-lose herumliegende Fäden oder Schnüre, die die Katze verschlucken oder in denen sie sich verheddern kann. Räume Spielangeln mit einer Schnur daran deshalb bitte nach dem Spielen auch immer wieder außer Reichweite Deiner Katze.
3. Jagdspiele mit der Spielangel
Das absolute Spielhighlight: eine „lebendige“ Beute, die sich unvorhersehbar bewegt und wirklich gejagt werden kann. Beim gemeinsamen Spiel mit der Spielangel geht es nicht darum, die Katze wild durch die Gegend zu scheuchen. Vielmehr könnt Ihr dabei gemeinsam ein tolles Jagderlebnis nachstellen. Das „Spiel“ im Spielangelspiel steht also eher für „Schauspiel“ als für reine Belustigung.
Denn dabei ist Dein „Job“ als Mensch, mit der Spielangel möglichst realistisch eine attraktive Beute für Deine Katze zu imitieren.
Im Gegenzug ist es Aufgabe der Katze, sich voll und ganz auf ihre natürlichen Instinkte als Jägerin zu konzentrieren und diese Beute zu jagen.
Die Vorteile des Spielangelspiels für Deine Katze:
- Glückshormone werden ausgeschüttet
- Sie kann sich richtig auspowern
- Sie ist „im Flow“, also dem Gefühl das wir Menschen beim Sport, während künstlerischer Aktivitäten oder bei Meditationen erreichen
- sie kann alles um sich herum vergessen und sich voll auf den Moment der Jagd konzentrieren
- Stress wird abgebaut
- Selbstbewusstsein wird aufgebaut
- Eure Bindung zueinander wird gestärkt
- Sie hat einen riesen Spaß
Es gibt im Handel eine riesige Auswahl an Spielzeugen für Katzen und auch zig DIY-Varianten. Die Möglichkeiten, hiermit möglichst gut Beute zu imitieren sind also quasi endlos. Dabei muss die Beute am Ende der Angel nicht unbedingt durch die Luft fliegen, sondern kann auch über den Boden huschen, sich unter Decken oder Kissen verstecken oder in einer Kiste mit Löchern sitzen, aus der die Katze sie herausangeln kann.
Sei hier also ruhig kreativ und probiere aus, welche Art von Beute Deine Katze am liebsten jagt und welche Jagdtechniken sie sich dabei alles ausdenkt.
Der perfekte Spielablauf
Umso ähnlicher das Spiel dem natürlichen Jagderlebnis ist, desto besser.
Lege die Spielsessions also am besten in die Morgen- oder Abenddämmerung, wenn Deine dämmerungsaktive Katze sowieso am aktivsten ist, statt in ihren Mittagsschlaf.
Eine realistische Jagdsituation sieht in etwa so aus:
- Katze wacht aus ihrem Schläfchen auf und macht sich auf die Suche nach Beute
- Katze findet Beute und belauert sie – teilweise stundenlang
- Katze fängt und erlegt Beute
- Beute wird gefressen
- Körperpflege und Ruhephase bis zur nächsten Jagd
Umso besser Du diesen Ablauf widerspiegeln kannst, desto motivierter wird die Katze zum Spielen sein.
Wenn sie die Beute am Ende der Jagd wegschleppt, darfst Du übrigens sehr stolz auf Dich sein. Das ist nämlich ein gutes Zeichen für eine herausfordernde Jagd, die wirklich Spaß gemacht hat.
Beende die Jagdsession am besten immer mit einer Portion Futter oder wenigstens einem Leckerli. Denn genau das ist ja evolutionär gesehen der Sinn des Ganzen: Jagen, um Futter zu bekommen.
Aber was, wenn die Katze nicht mitspielt?
Ein häufiges Missverständnis beim Spielen ist, dass Menschen viel Bewegung erwarten, die Katze aber eben effektiv jagen will. Junge Katzen rennen und springen noch wie wild durch die Gegend, machen beim Jagen Purzelbäume und Saltos und kugeln durch die Gegend. Bei älteren Katzen ist das nicht mehr unbedingt der Fall.
Denn wie fängt man draußen effektiv eine Maus? Indem man lautstark und möglichst auffällig herumhüpft oder durch ruhiges, hochkonzentriertes Abwarten und einen gezielten Angriff im richtigen Moment? Wahrscheinlich doch eher letzteres.
Solange die Katze guckt, spielt sie.
Wenn Deine Katze im Spiel nicht weggeht oder anfängt, sich ausgiebig zu putzen oder ein Nickerchen zu machen, spielt sie wahrscheinlich also schon lange mit und wartet nur auf den perfekten Angriffsmoment. Ein aus Katzensicht erfolgreiches Spiel lässt sich also nicht daran messen, wie wild sie dabei umherrennt und wie viel sie sich bewegt – sondern daran, wie konzentriert sie ist.
Achte beim Spielen also weniger auf die tatsächliche Bewegung der Katze, sondern eher darauf, ob sie konzentriert bei der Sache ist und beobachte dabei ihre
- Augen: sind sie weit aufgerissen und beobachten gebannt das Spielzeug?
- Ohren: sind sie gespitzt und in die Richtung des Spielzeugs gerichtet und verfolgen aufmerksam jedes noch so kleine Rascheln?
- Schnurrhaare: Die sind meistens das erste Anzeichen für steigende Konzentration. Denn wie kleine Antennen richten sie sich gespannt in Richtung der Beute, um auch ja keine Bewegung zu verpassen.
- Körperhaltung: Spannen sich die Muskeln Deiner Katze an, wackelt sie vllt sogar mit dem Hintern oder zuckt erregt mit dem Schwanz? Duckt sie sich oder versteckt sich hinter einer Ecke, um möglichst unsichtbar zu sein?
Wenn Du in einem oder mehreren dieser vier Punkte eine deutliche Veränderung zum normalen entspannten Verhalten Deiner Katze siehst, war die Spielsession bereits erfolgreich und hat den Tag Deiner Katze gleich viel schöner gemacht.
Schlägt sie dann auch noch zu und schnappt sich die Beute – umso besser. Das eigentliche „Beute töten“ läuft ganz nach Katzencharakter unterschiedlich ab. Manche Katzen verbeißen sich sofort in die Beute und treten sie mit ihren Hinterbeinen, bis sie sich auch garantiert nicht mehr wehren kann. Ander Katzen schlagen erstmal nur kurz mit der Pfote zu und verstecken sich dann schnell wieder um zu gucken, ob die Beute noch lebt.
Wie verhält sich eine geeignete Beute?
Nicht jede Katze würde draußen jede Beute jagen. Denn manche Beutetiere können für den eigentlichen Jäger auch sehr gefährlich werden und z.B. Schlangen, Ratten oder Spitzmäuse haben schon so manche Hauskatze wieder in die Flucht geschlagen. Hier gibt es also große Unterschiede und manche Katzen jagen am liebsten große, aggressive Ratten, andere begnügen sich doch lieber mit den ungefährlicheren Wühlmäusen.
Und genau das spiegelt sich auch im Spielangelspiel wieder.
Viele Katzen trauen sich nämlich einfach nicht mehr zu spielen, weil die Spielangel sie immer wieder „angreift“ oder einfach in den Ohren wehtut, weil ein schrill bimmelndes Glöckchen daran befestigt ist.
Die goldene Regel beim Spielangelspiel lautet also:
Die Spielangel bewegt sich weg von der Katze und nicht auf sie zu.
Berührt wird die Katze mit der Spielangel auch nur, wenn sie sie selbst fängt, sonst nicht. Denn welche Maus rennt schon geradeaus auf die Katze zu und springt ihr ins Gesicht?
Wenn die Katze ihre Beute gefangen hat, wird sie sie nach einer Weile nicht mehr „tottreten“, sondern nur noch vorsichtig antippen oder einen Schritt zurückgehen und gucken, ob sie noch „lebt“. In dem Moment darfst Du wieder aktiv werden und die Beute flüchten lassen, damit das Spiel weitergehen kann.
Am Ende Eurer Spieleinheit sollte aber die Katze gegen die Beute „gewinnen“ und sie nochmal richtig verprügeln können und mit einem kleinen Snack für die ganze Mühe belohnt werden.
Bonustipp zum Spielen mit Katzen im Mehrkatzenhaushalt
Katzen sind keine Einzelgänger. Aber sehr wohl Einzeljäger!
Würde eine ganze Gruppe Katzen gleichzeitig auf eine Maus losgehen, hätte am Ende niemand gewonnen außer vielleicht der Maus, die im Gedränge schnell flüchten kann.
Auch in der Wohnung beim Spielangelspiel möchten Katzen alleine jagen.
Hast Du mehrere Katzen, trenne sie also fürs Spielen. Das geht z.B. indem Ihr zu zweit mit zwei Katzen parallel spielt, oder mit einer geschlossenen Tür zwischen den beiden Katzen. Wichtig dabei: die nicht spielende Katze wird nicht einfach weggesperrt, sondern darf hinter der Tür etwas Tolles erleben und z.B. ein Futterpuzzle lösen oder eine Schleckmatte genießen.
Wenn Du trotz dieser Tipps im Spielen mit Deiner Katze „feststeckst“ und nicht weiterkommst, unterstütze ich Dich gerne im Rahmen einer Verhaltenstherapie dabei, damit auch Deine Katze ihre natürlichen Jagdinstinkte wieder nach Herzenslust ausleben darf.
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Alle Produktempfehlungen sind persönliche Empfehlungen aus meiner Erfahrung als Katzenhalterin ohne tiermedizinischen Anspruch.