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Angst vor Staubsauger, Klingel & Co? So kannst Du Deiner Katze helfen.

Vielleicht kennst Du die Situation: Der Staubsauger wird ausgepackt und die Katze ist unsichtbar. Oder: Es klingelt an der Tür und die Katze verschwindet auf dem Schrank.

Auf den ersten Blick wird so ein Verhalten oft als „katzentypisch“ abgetan und wenn man bedenkt, dass so ein herumfahrender Staubsauger ja wirklich eine gewisse Bedrohung aus Katzensicht ist und Türklingeln nicht nur schrill und unangenehm laut sein können, sondern meist auch fremde Menschen in der Wohnung ankündigen, ist erstmal etwas Abstand um die Situation neu zu beurteilen aus Katzensicht auch gar keine so schlechte Idee.

Trotzdem sollte Angst vor solchen Alltagsdingen nie als „normal“ abgetan werden.

Denn wir Menschen können und sollten unseren Katzen beim Überwinden ihrer Angst helfen- auch ihrer Gesundheit zuliebe.

Die Reaktion jeder Katze auf solche „Gruseldinge“ ist ganz individuell. Manche Katzen verstecken sich kurz vor Staubsauger, Türklingel, vorbeifahrender Sirene & Co und kommen schnell wieder, wenn der erste Schreck überwunden ist, andere flüchten panisch oder verstecken sich stundenlang – und das muss wirklich nicht sein. Die gute Nachricht: Mit Geduld, Verständnis und einem gut geplanten Training kannst du deiner Katze helfen, ihre Angst zu überwinden.

Kleiner Disclaimer vorab: Korrekterweise müssten wir hier eigentlich meistens von „Furcht“ sprechen. Damit der Artikel aber leichter gefunden wird, habe ich mich hier bewusst dazu entschieden, nicht ganz wissenschaftlich korrekt stattdessen das geläufigere Wort „Angst“ zu verwenden. Aber allgemein hat „Furcht“ einen bestimmten Auslöser, Angst ist eher „allgemeiner“. Also z.B. Furcht vor dem Staubsauger, aber Geräuschangst. Das nur kurz vorab, damit hier auch alles korrekt zugeht und Du Dich nicht wunderst 🙂

So kannst Du Deiner Katze bei Angst vor Haushaltsgeräten helfen.
Inhaltsverzeichnis
Wenn Deine Katze auf Staubsauer, Türklingel oder ein anderes Alltagsgeräusch so reagiert, wird es dringend Zeit, ihr beim Überwinden der Angst zu helfen.

Warum sind manche Geräusche oder Haushaltsgeräte so gruselig für Katzen?

Die Ohren der Katze sind extrem empfindlich: Sie hören bis zu 65.000 Hz – wir Menschen dagegen nur etwa bis 20.000 Hz. Viele Haushaltsgeräte ebenso wie vorbeifahrende Sirenen, Müllautos etc. erzeugen hochfrequente Töne, die für uns kaum wahrnehmbar, für Katzen aber schmerzhaft laut oder zumindest unangenehm sein können.

Zudem fehlt oft die Möglichkeit zur Vorhersagbarkeit oder Kontrolle – zwei wichtige Faktoren um sich als Katze sicher zu fühlen. Ein plötzlicher Lärm bedeutet für Katzen oft: Gefahr!

Dazu kommt noch, dass neben dem an sich schon unangenehmen Geräusch viele Haushaltsgeräte oder auch vorbeifahrende große Fahrzeuge Vibrationen verursachen, die die der Katze Angst machen können.

Der Staubsauger beispielsweise bewegt sich zusätzlich auch noch durch die Wohnung und vielleicht hat die Katze auch schon mitansehen müssen, wie dieses große laute Monster ihre Leckerli oder das Liebligsspielzeug vor ihren Augen „gefressen“ hat. Im schlimmsten Fall wurde sie vom Staubsauger sogar schonmal versehentlich angefahren oder angesaugt. Solche Lernerfahrungen prägen.

Denn auch wenn Katzen kleine Jäger sind – gleichzeitig sind sie naturgemäß auch Beute für größere Tiere und müssen sich evolutionär gesehen vor möglichen Gefahren wie großen Raubtieren (oder auch Staubsaugern) schnell in Sicherheit bringen können.

Nur doof, wenn dieses Raubtier im eigenen Haus  wohnt, was für viele Katzen aber (noch) die unschöne Realität ist, denn „Katzenmonster“ im Menschenalltag gibt es viele…

 

Beispiele für Angstauslöser im Alltag

Typische Alltagsgeräte oder -geräusche, vor denen Katzen sich häufiger fürchten sind z.B.:

a) Laut, plötzlich, unvorhersehbar

Diese Geräusche wirken oft bedrohlich, weil sie unerwartet und hochfrequent sind:

  • Staubsauger
    ➝ Tiefe Vibrationen + plötzlicher Lärm = Klassiker unter den „Katzenmonstern“

  • Mixer, Pürierstab, Küchenmaschine
    ➝ Sehr hoher Lärmpegel, oft ohne Vorwarnung

  • Fön / Haartrockner
    ➝ Pfeifende, warme Luft und starker Lärm

  • Dunstabzugshaube
    ➝ Tieffrequenter Dauerton + Vibrationen

  • Wasserkocher mit Pfeifton oder Klickgeräusch beim Abschalten

  • Drucker oder Kaffeemaschine (besonders mit Mahlwerk)
    ➝ Plötzliche Geräusche und ruckartige Bewegungen

  • Waschmaschine oder Trockner (vor allem beim Schleudern)
    ➝ Vibrationsgeräusche + häufiges Anlaufen

  • Türklingel / Gegensprechanlage
    ➝ Unerwartet, schrill, oft mit Hereinkommen fremder Menschen verknüpft

  • Tür- oder Fensterknallen
    ➝ Schreckmoment durch lautes, abruptes Geräusch

  • Alarmtöne, Piepsen (z. B. Rauchmelder, Backofen, Mikrowelle)
    ➝ Hohe Frequenzen – oft unangenehm für Katzenohren

  • Handy-Vibration auf harten Oberflächen

 

b) Technik mit „komischem Verhalten“

Auch optische Reize oder Bewegungen ohne erkennbare Ursache können gruselig für Katzen sein, z.B.:

  • Staubsaugerroboter
    ➝ Unvorhersehbare Bewegung + Summen + „Verfolgt mich!“

  • Fernseher oder Lautsprecher mit plötzlichen Geräuschen / Lichtwechseln
    ➝ z. B. Explosionen, Hundegebell, Babygeschrei

  • Automatische Futterautomaten (motorbetrieben)
    ➝ Bewegung + Geräusch + Überraschungseffekt

Natürlich ist das nur eine kleine Auswahl, denn jede Katze ist ein eigenes Individuum und je nachdem, was sie in ihrem Leben schon erlebt hat, können bestimmte Dinge für der einen Katze Angst machen und für eine andere dagegen ganz normal sein.

Warum brauchen Katze Hilfe bei Angst vor Haushaltsgeräten, Sirenen usw.?

Jetzt könnte man denken, so ein kurzer Schreck ist doch nicht schlimm und der Staubsauger/Mixer/was auch immer läuft ja nur einmal am Tag, solange kann die Katze sich ja auch verstecken.

Aber: Stell Dir einmal vor, Du wüsstest, dass jeden Tag oder vielleicht auch nur einmal die Woche ein Monster, das in deiner Wohnung im Schrank wohnt und vor dem Du Todesangst hast, herauskommt und durch die Wohnung geistert.

Und zwar immer wieder, ohne dass Du irgendetwas dagegen tun kannst außer Dich davor zu verstecken. Kein schöner Gedanke, oder?

Und dieses Gefühl sollte auch keiner Katze zugemutet werden.

Dazu kommt noch: Stress wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus und chronischer, also dauerhafter oder immer wiederkehrender Stress erst recht. Eine Katze, die sich immer wieder fürchten muss und Angst bekommt, hat also ein deutlich höheres Risiko für Erkrankungen wie Blasenentzündungen (feline Zystitis) und Darmerkrankungen (z.B. Magenulzerationen oder chronische Enteropathien).

Und auch verschiedenste Verhaltensauffälligkeiten von Unsauberkeit, übermäßigem Putzen (Leckalopezie) bis zu selbstverletzendem oder aggressiven Verhalten oder auch ein komplettes Zurückziehen und die erlernte Hilflosigkeit können die Folge solcher widerkehrender Stressfaktoren sein.

Deshalb lohnt es sich wirklich sehr, unseren Katzen durch Training beizubringen, dass es gar keinen Grund für die Angst gibt und scheinbar gruselige Dinge eigentlich ganz nett sind.

So kannst Du Deiner Katze helfen

Grundlagen des „Anti-Angst-Trainings“

Das „Anti-Angst“- Verhaltenstraining basiert grundlegend auf drei bewährten lerntheoretischen Prinzipien:

1. Habituation – „Ich gewöhne mich dran“

Habituation bedeutet: Die Katze lernt durch Wiederholung, dass ein bestimmter Reiz unwichtig ist und hört auf, darauf zu reagieren. Das funktioniert besonders bei neutralen, nicht bedrohlichen Reizen.

Beispiel:
Wenn eine Katze regelmäßig das Öffnen eines Schranks hört – und dabei nie etwas Unangenehmes passiert –, wird sie sich daran gewöhnen und irgendwann nicht mehr erschrecken.

Aber: Habituation funktioniert nur, wenn der Reiz nicht zu intensiv ist und die Katze nicht bereits Angst davor hat. Sonst passiert das Gegenteil: Sensibilisierung – die Reaktion wird stärker statt schwächer.

 

2. Desensibilisierung – „Ich kann damit umgehen“

Desensibilisierung ist ein gezielter Trainingsprozess:
Ein angstauslösender Reiz (z. B. Staubsauger) wird in ganz schwacher Form präsentiert, sodass die Katze nicht flüchtet – und dann schrittweise gesteigert.

Ziel: Die Schwelle, ab der Angst auftritt, verschiebt sich nach oben. Die Katze gewöhnt sich nicht „einfach so“ daran, sondern kontrolliert und in sicherem Rahmen.

 

 3. Gegenkonditionierung – „Plötzlich mag ich’s sogar“

Hier geht es noch einen Schritt weiter:
Der angstauslösende Reiz wird aktiv mit etwas sehr Positivem verknüpft – etwa Futter, Spiel oder Streicheleinheiten.

Beispiel:
Immer wenn die Türklingel ertönt, bekommt die Katze sofort ein Lieblingsleckerli. So wird aus einem bedrohlichen Geräusch nach und nach ein Signal für etwas Tolles.

Tipp: Desensibilisierung und Gegenkonditionierung werden in der Praxis meist kombiniert – das ist besonders effektiv.

 

No Go: Flooding oder „Da gewöhnt sie sich schon dran“

Was leider immer noch oft empfohlen wird, aber asolut nicht mehr zeitgemäß und auch nicht tierschutzgerecht ist, ist das sogenannte „Flooding“

Flooding bedeutet: Die Katze wird dem angstauslösenden Reiz voll ausgesetzt, ohne Möglichkeit zu entkommen oder sich zurückzuziehen – in der Hoffnung, dass sie „irgendwann aufgibt“ und sich daran „gewöhnt“.

Beispiel: Die Katze wird im selben Raum gelassen, während der Staubsauger läuft – in der Annahme, sie wird sich „schon daran gewöhnen“.

 Warum das gefährlich ist:

  • Führt häufig zu erlernter Hilflosigkeit (Katze gibt auf, nicht weil sie weniger Angst hat, sondern weil sie keine Wahl sieht)

  • Kann Vertrauen massiv zerstören

  • Erhöht Stresslevel und Cortisol → Gesundheitsrisiko

  • Fördert keine langfristige Toleranz, sondern tiefere Angstverankerung

Flooding ist also weder sinnvoll noch tierschutzgerecht und sollte unbedingt vermieden werden. Achte im gemeinsamen Training also bitte darauf, Deine Katze nicht versehentlich in eine für sie überfordernde Situation zu zwingen, aus der es keinen Ausweg gibt.

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Deine Katze darf nun also Schritt für Schritt lernen, dass sie keine Angst vor den scheinbaren "Katzenmonstern" haben muss, sondern die etwas Gutes bedeuten.

Das eigentliche Training: „Katzenmonster“ positiv verknüpfen

Die gerade erklärten lerntheoretischen Grundlagen kannst Du also ganz gezielt nutzen, um Deiner Katze nachhaltig beizubringen, dass scheinbar gruselige Alltagsdinge kenie Gefahr sind.

Die 4 Schritte dafür sind:

1. „Gruselfaktoren“ identifizieren

Beobachte, wie und worauf Deine Katze reagiert. GIbt es zwischen den Dingen, vor denen sie sich versteckt Gemeinsamkeiten?

Fürchtet sie sich z.B. vor Deoflaschen, dem Luftaufschäumer der Kaffemaschine und dem Öffnen von Wasserflaschen könnte das Zischgeräusch der Hauptfaktor sein. Wenn Staubsauger, Kinderspielauto und Rollkoffer für sie ein Problem darstellen, ist ein wahrscheinlicher Haupt-Auslöser „größeres, sich unvorhersehbar auf de Boden bewegendes Gerät“.

Wenn Du das Gefühl hast, Deine Katze könnte einfach allgemein etwas mutiger sein, kann ich Dir den Selbstlernkurs „Resilienzkurs – mach Deine Katze zum Stehaufmännchen“ von Katzentrainierin Christine Hausschild* zusätzlich zu den Tipps hier im Artikel sehr empfehlen.

 

2.Safe Spaces schaffen und „Gruselfaktoren“ neutralisieren

Wenn Du weißt, wovor Deine Katze sich fürchtet, macht es die nächsten Schritte deutlich einfacher wenn sie nicht immer wieder schlechte Erfahrungen mit dem Gruselfaktor neben dem laufenden Training machen muss. Das bedeutet: Wenn möglich, sollte sie bis Euer Training weit genug ist, keinen unkontrollierten Kontakt mehr mit dem „Katzenmonster“ haben. Wenn es um den Staubsauger geht, wäre es also gut, einige Tage oder Wochen zu wischen statt zu saugen. Ist die Türklingel das Problem, wäre ein übergangsweises Ausschalten der Klingel gut (Besucher können sich ja mit einem kurzen Anruf ankündigen). Und so weiter, Du verstehst denke ich, was ich meine.

Lassen sich gewisse „Gruselfaktoren“ nicht komplett vermeiden, dann gib Deiner Katze einen Bereich, in den das Katzenmonster nicht hinein kommt und in dem sie garantiert sicher davor ist. Also ein Zimmer oder wenigstens einen optisch abgetrennten Bereich, in dem sie Futter, Wasser, mind. ein Katzenklo, eine Kratzgelegenheit und ein bequemes Versteck hat, das für den Staubsauger oder vor was auch immer sie sich sonst fürchtet, tabu ist.

Steht die „Monsterfreie Zone“ kann das eigentliche  Training losgehen…

 

3.Desensibilisierung – so schlimm ists gar nicht

Nimm nun eine Variante des furchtauslösenden Reizes, die so weit abgeschwächt ist wie nur irgendwie möglich. Nutze dafür Aufnahmen der Geräusche (z. B. Staubsauger- oder Klingelgeräusch als Tonaufnahme auf dem Hand) und spiele sie leise ab, während deine Katze etwas Positives erlebt – ein Lieblingsleckerli, Kuscheln oder Spiel.

 Wichtig: Beginne mit extrem geringer Lautstärke, so dass deine Katze darauf noch gar nicht reagiert. Der erste Schritt kann auch sein, ein Handy mit Tonaufnahme in eine Socke zu stecken und im Nebenzimmer abzuspielen, so dass Du selbst das Geräusch gar nicht hörst und es nur gerade so für die empfindlichen Katzenohren wahrnehmbar ist. Erst wenn deine Katze neutral oder neugierig reagiert, kannst du die Lautstärke schrittweise steigern.

Geht es nicht um ein Geräusch, sondern um den Anblick eines komischen Gegenstands wie dem Staubsaugerrobotter wäre ein möglicher erster Schritt: Der Staubsauger steht ausgeschaltet in der am weitesten entfernten Ecke der Wohnung, wo er gerade so wahrnehmbar ist, während Deine Katze etwas Angenehmes erleben darf.

 

3. Gegenkonditionierung : ehemaliges „Gruselding“ = etwas Tolles passiert

Verknüpfe gezielt: Geräusch an – Futter kommt. So lernt deine Katze: „Wenn’s brummt, wird’s lecker.“

Du startest also die ganz, ganz leise Aufnahme des Tons und gibst Deiner Katze dann direkt etwas sehr leckeres zu essen. Dann machst Du das Geräusch wieder aus. Oder anders „Klingel an = Futter kommt. Klingel aus = Futter Ende“.

Auch hierbei funktioniert das gleiche Prinzip auch mit geräuschlosen Dingen, indem Du Deiner Katze das für sie gruselige Ding mit viel Abstand zeigst, daraufhin fütterst und das „Gruselding“ wieder außer Sichtweite nimmst.

 

4. Schwierigkeit steigern

Wenn die extrem abgeschwächte Variante des für Deine Katze ehemals gruseligen Dings fest mit etwas positivem verknüpft ist, kannst Du den Schwierigkeitsgrad langsam steigern und das Geräusch schrittweise lauter stellen bzw. den komischen Gegenstand mit etwas weniger Abstand zur Katze positionieren. Wenn Du bei Geräuschen auf dem maximalen Handylautsprecher-Pegel angekommen bist, kannst Du langsam zum echten Gerät wechseln und z.B. den Staubsauger auf niedrigster Stufe weit entfernt anmachen oder die echte Klingel auf der niedrigst einstellbaren Lautstärke von einer helfenden Person klingeln lassen und das für Deine Katze positiv mit Futter verknüpfen. Und so geht es weiter, bis Ihr bei der „realen“ normalen Situation mit dem herumfahrenden Staubsauger oder der laut schellenden Türklingel angekommen seid und die Reaktion Deiner Katze darauf ist „Oh ja, der Lärm geht los, wo ist mein Leckerli?“

Achte dabei aber darauf, wirklich in ganz kleinen Schritten voranzugehen und erst zur nächsten Schwierigkeitsstufe zu wechseln, wenn deine Katze auf den Reiz gar nicht oder neugierig/freudig reagiert.

Sie soll sich zu keinem Zeitpunkt im Training fürchten oder in die Ecke gedrängt fühlen, das ist enorm wichtig.

Baue auch immer wieder „leichtere“ Schwierigkeitsstufen mit ein, indem Du nach einem lauteren Ton zwischendurch auch wieder einen etwas leiseren folgen lässt oder den Gegenstand wieder mit mehr Abstand zur Katze präsentierst. Dieser schwer-leicht-Wechsel macht es Deiner Katze einfacher, den ehemaligen Katzenschreck als etwas wirklich angenehmes abzuspeichern, als wenn es für sie mit jedem Kontakt damit immer schwerer wird und Ihr kommt insgesamt deutlich schneller zum Ziel.

 

5. Alltag üben – aber kontrolliert

Wenn Deine Katze den ehemaligen Furchtauslöser positiv verknüpft hat, könnt Ihr zum normalen Alltag übergehen. Achte aber auch weiterhin darauf, den ehemaligen Gruselfaktor zwischendurch immer wieder positiv mit Futter zu belegen und Deiner Katze nicht versehentlich nochmal Angst dait zu machen. Gerade beim Thema Staubsauger kann es leicht passieren, dass die früher davor flüchtende Katze jetzt tiefenentspannt mitten im Weg liegen bleibt und versehentlich angefahren wird. Übt da also lieber stattdessen, dass sie sich wenn der Staubsauger angeht, auf einen bestimmten Platz setzt und dort belohnt wird.

Das kannst Du gezielt über Clickertraining aufbauen. Einen Einstieg dazu bekommst Du z.B. in diesem Selbstlernkurs hier*, ebenfalls von Katzentrainerin Christine Hausschild.

 

Und nicht vergessen – Lernen passiert ein Leben lang und auch wenn zwischendurch eine doofe Situation pasiert und Deine Katze sich doch wieder vor etwas fürchtet, kannst Du das Anti-Angst-Training jederzeit neu starten und ihr damit helfen, sich wieder daran zu erinnern, dass das laute/komsiche Ding ja eigentlich mit etwas positivem verknüpft war.


Damit die Theorie aus den letzten Parts des Artikels etwas besser greifbar werden, habe ich hier noch 2 Beispiele für Dich, wie so ein Training ablaufen könnte. Die Zeitangaben dabei sind aber nichts, woran Du Dich halten musst, sondern nur eine gaaanz grobe Orientierung, denn jede Katze lernt in ihrem eigenen Tempo.

Trainingsplan-Beispiele:

a)Furcht vor dem Staubsauger

Tag 1-5
🔊 Staubsaugergeräusch vom Handy in minimaler Lautstärke abspielen
🍗 Sofort danach bzw. währenddessen: Jackpot-Leckerli oder Spiel
📈 Lautstärke langsam steigern – nur wenn Katze entspannt bleibt, immer wieder leisere Phasen einschieben

Tag 6-7
📍 Staubsauger sichtbar aufstellen, aber nicht anschalten
🐱 Katze bekommt in Sichtweite leckeres Futter
➡ Ziel: Der ausgeschaltete Staubsauger wird neutral

Tag 7-10
🔁 Staubsauger in anderem Raum kurz anschalten, gleichzeitig Futtergabe
🚪 Tür geöffnet lassen – Katze kann selbst entscheiden, wieviel Abstand sie möchte

Tag 10-14
⏱ Staubsauger im selben Raum – kurze Einsätze bei gleichzeitiger Futtergabe
🎯 Ziel: Geräusch wird vorhersehbar und mit Positivem verknüpft

 

b)Trainingsplan-Beispiel: Furcht vor der Türklingel

Woche 1–2
🎵 Türklingel (als Audioaufnahme oder echtes Klingeln durch Helfer:in) leise abspielen
🍖 Sofort danach: Lieblingsleckerli → Gegenkonditionierung

Woche 3–4
🔁 Echtes Klingeln 1× täglich üben → immer gleich Futter hinterher
📍 Klingel = Signal für Belohnung

Woche 5+
👤 Besuch ankündigen (z. B. durch „Schau mal, gleich kommt Max“, „Achtung, Briefträger“), Klingel ertönt
🐾 Katze bekommt an einem etwas von der Tür entfernten „sicheren“ Platz etwas leckeres und darf dann die Person begrüßen, wenn sie möchte
🎯 Ziel: Klingel = etwas vorhersehbar Positives

 

 

Wann ist professionelle Hilfe nötig?

Bei sehr starker Furcht, vielen verschiedenen Angstauslösern, aggressivem Verhalten der Katze, Selbstverletzung oder anderen Verhaltensauffälligkeiten reicht Training alleine leider oft nicht aus, um der Katze wirklich nachhaltig zu helfen, sondern dann braucht es etwas mehr Unterstützung z.B. durch angstlösende Medikamente um die Katze überhaupt in einen „lernfähigen Zustand“ zu verhelfen. Auch wenn Du im Training an einem Punkt stagnierst oder über mehrere Tage gar keinen Fortschritt beobachten kannst, ist Unterstützung in Form einer Verhaltenstherapie wirklich zu empfehlen.

Wenn Du Dir dabei Unterstützung wünschst, melde Dich gerne bei mir für eine individuelle Beratung im Rahmen einer tierärztlichen Verhaltenstherapie.


Fazit: Angst ist kein Schicksal.

Mit etwas Training und der passenden Unterstützung kann jede Katze von einer „Angst- zur „Mutkatze“ werden und sich in ihrem eigenen Zuhause wirklich sicher und wohlfühlen. Dafür ist manchmal zwar etwas Arbeit und Geduld nötig – aber die wird sich dafür dann ein ganzes Katzenleben lang auszahlen.

Dazu gehört übrigens auch das Thema Angst beim Tierarztbesuch, den auch der kann mit der richtigen Vorbereitung ganz stressfrei ablaufen. Wenn Du dazu mehr erfahren möchtest, schau doch gerne mal hier in diesem Beitrag vorbei.

 

Quellen

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Alle Produktempfehlungen sind persönliche Empfehlungen aus meiner Erfahrung als Katzenhalterin ohne tiermedizinischen Anspruch.

 

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Begrüßungsfoto Denise Riggers

Hi, ich bin Denise!

Tierärztin mit Spezialisierung auf Verhaltenstherapie & innere Medizin, Cat Friendly Veterinary Professional, Fear Free Veterinary Professional, Katzentrainerin und selbst begeisterte Katzenhalterin

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