Wenn Katzen kratzen – so rettest Du Sofa & Co und findest den ultimativen Kratzbaum für Deine Katze

 

Kratzt Deine Katze mit Begeisterung an Sofa, Schrank, Tapete oder sonst irgendwo, wo Du eigentlich keine Krallenverzierung haben wolltest?

Und das, obwohl der Kratzbaum gleich um die Ecke steht?

Damit bist du nicht alleine.

Aber keine Angst, jede Katze kann lernen, ihre Krallen an Kratzbaum statt Möbeln zu wetzen.

Um das zu erreichen, müssen aber ein paar Vorraussetzugen erfüllt sein….

Kratzen am Kratzbaum

Warum kratzen Katzen überhaupt?

Das Kratzen mit den Krallen ist für Katzen absolut natürlich und ein wichtiges Grundbedürfnis, das auch erfüllt werden muss. Haben sie dafür keine geeignete Möglichkeit, werden sie sich zwangsläufig selbst eine suchen.

 

Die scharfen Katzenkrallen sind für Katzen ein lebenswichtiges Werkzeug.

Einerseits werden sie durch die Krallen als „Bergsteigerausrüstung“ zu wahren Kletterkünstlern, die sich perfekt in Baumrinden und anderen Oberflächen festkrallen können.

Gleichzeitig sind die spitzen Krallen im Kampf mit anderen Katzen oder natürlichen Feinden wie Füchsen usw. eine Waffe, mit der sie sich im Notfall verteidigen können.

Und auch bei der Jagd sind die Krallen wichtig, um Mäuse und andere Beutetiere zu fangen und festzuhalten.

 

Durch Kratzen an Holz, Kratzbäumen & Co werden die Krallen gepflegt und scharf gehalten, Schmutz und Krallenhüllen werden dabei abgestriffen.

Das Kratzen erfüllt aber neben der Krallenpflege noch eine ganze Reihe wichtiger Aufgaben:

1. Reviermarkierung:

Durch Duftdrüsen an den Pfoten werden beim Kratzen Pheromone, also Botenstoffe verteilt. Wir Menschen können das zwar nicht riechen, aber andere Katzen sehr wohl. Neben der Geruchsmarkierung entstehen beim Kratzen außerdem wunderschön sichtbare optische Markierungen in Form der Kratzspuren. Dadurch weiß jede fremde Katze sofort, dass in dem Gebiet schon eine andere Katze unterwegs ist.

2. Spannungs- und Frustrationsabbau:

Kratzen dient als wichtige Form des Erregungsabbaus. Sicher hast Du schon gesehen, wie Deine Katze kurz nachdem Du nach Hause gekommen bist, erstmal die Krallen wetzen geht. Das liegt daran, dass sie sich über Dein nach-Hause-Kommen freut und dieses erhöhte Erregungslevel dadurch wieder abbauen kann. Genauso kann sie damit auch Stress bis zu einem gewissen Maß abbauen.

 

3. Ausdruck freudiger Erregung

 

4. Spielaufforderung

 

5. Komfortverhalten,

z.B. indem nach einem Nickerchen erstmal alle Muskeln richtig gestreckt werden.

 

Du siehst also: Kratzen ist wirklich wichtig und gehört zum Katzenleben einfach dazu.

Die Krallen zu kürzen, um unerwünschtes Kratzen zu verhindern ist also ein absolutes NoGo und ein Verstoß gegen das Tierschutzgesetz.

Katzenkrallen Kratzen
Krallen sind eins der wichtigsten Werkzeuge unserer Kratzen und erfüllen viele Funktionen.

Aber warum kratzt die Katze jetzt lieber am Stuhl als am Kratzbaum?

 

Oft wird unerwünschtes Kratzen als „Protest“ verstanden, weil die Katze damit angeblich ausdrücken möchte, dass ihr irgendetwas nicht gefällt. Das ist absoluter Quatsch.

Denn so kompliziert denken Katzen gar nicht, sie tun das, was sich für sie lohnt, ganz einfach.

 

Wenn sie gerade also das Bedürfnis haben, zu kratzen und ihr Bedürfnis am besten befriedigen können, indem sie am nächsten Stuhl kratzen, werden sie das tun.

Ihnen einfach zu verbieten, am Stuhl zu kratzen, wird dieses Bedürfnis aber nicht wegzaubern.

Sie zu schimpfen, wird das Problem sogar noch verschlimmern, denn das führt zu Stress und einem erhöhten Erregungslevel. Diese Erregung muss wiederum irgendwie abgebaut werden und zwar durch… Genau, Kratzen.

 

Die Lösung lautet stattdessen:

Biete ihr Kratzmöglichkeiten an, die besser fürs Kratzen geeignet sind als der Stuhl und belohne das Kratzen dort.

Denn Verhalten, das sich lohnt, wird öfter gezeigt, Verhalten das sich nicht lohnt, verschwindet automatisch.

Da Kratzen ziemlich selbstbelohnend ist, weil es ja ein Grundbedürfnis erfüllt, ist es unsere Aufgabe als Menschen, unseren Katzen „erlaubte“ Kratzgelegenheiten zu geben, die dieses Bedürfnis so gut wie möglich erfüllen. Ein guter Kratzbaum ist nämlich viel besser zum Kratzen geeignet als Stuhl, Sofa oder Tapete.

Katze in Kratztonne
Kratztonnen sind ein tolles Versteck, bieten aber oft (wie in diesem Fall) recht wenig zusammenhängende Kratzfläche.

Häufige Gründe, warum die Katze lieber an Möbeln als am Kratzbaum kratzt:

 

1. Der Kratzbaum steht „falsch“.

Kratzen dient ja wie bereits erwähnt, der Reviermarkierung und dem Erregungsabbau. Demnach braucht die Katze auch Kratzmöglichkeiten an strategisch wichtigen Punkten. Also überall dort, wo sie häufiger mit anderen Katzen zusammentrifft oder aufgeregt ist (egal ob positiv oder negativ).

Typische Stellen für ein erhöhtes Erregungslevel sind z.B. Hausflur oder nahe der Balkontür oder eines beliebten Fenstersitzplatzes.

 

Um ihr  Revier optisch sichtbar durchs Kratzen markieren zu können, sollten Kratzgelegenheiten so stehen, dass man sie als Katze auch gut sehen kann. Also nicht versteckt in irgendeiner dunklen Zimmerecke, sondern auch z.B. an Türecken auf Katzenhöhe.

 

2. Die Kratzfläche ist „zu klein“

Um richtig kratzen zu können, muss die Katze sich dabei auch strecken können und zwar mit dem ganzen Körper. Viele im Handel erhältliche Kratzbäume sind dafür absolut ungeeignet und bestehen hauptsächlich aus Plüsch mit winzig kleinen Sisalbereichen dazwischen.

Die Kratzfläche einer katzengerechten Kratzgelegenheit sollte also groß genug sein, dass die Katze daran nach Herzenslust kratzen und sich dabei strecken kann, ohne erst genau zielen zu müssen, auf welchen 5 cm genau sie ihre Krallen nun platzieren kann, ohne im Plüsch daneben hängenzubleiben.

Katze hängt mit Kralle in Kratzbaum
Wenn der Kratzbaum aus mehr Pllüsch als tatsächlicher Kratzfläche besteht, macht das Kratzen eher wenig Spaß...

 

3. Es sind zu wenig Kratzgelegenheiten in der Wohnung.

Wenn Deine Katze einen richtig tollen Kratzbaum hat, ist das schon super. Allerdings muss sie dann jedes Mal bis zu diesem Kratzbaum laufen, wenn sie gerade ein dringendes Bedürfnis hat, zu kratzen. Wenn der Kratzbaum nun im Wohnzimmer steht, sie selbst aber gerade im Schlafzimmer ist, ist der Weg zur Kommode wahrscheinlich lange nicht zu anstrengend wie bis zum Kratzbaum selbst.

Biete ihr also genug verschiedene Kratzgelegenheiten an, damit sie von überall aus leichten Zugang zur nächsten „erlaubten“ Kratzgelegenheit haht.

 

4. Das Material entspricht nicht den Vorlieben Deiner Katze.

Jede Katze hat ihre eigene Persönlichkeit und wie wir Menschen auch haben unterschiedliche Katzen unterschiedliche Vorlieben. Probiere also ruhig ein bisschen aus, welches Material Deine Katze zum Kratzen bevorzugt.

Manche mögen Holz lieber, andere Pappe, Sisalseile oder auch groben Stoff. Biete ihr also je nach ihrer individuellen Vorliebe das an, was ihr Kratzbedürfnis auch am besten erfüllt.

 

5. Die Kratzgelegenheit steht „falsch rum“

Kratzen klappt sowohl horizontal als auch vertikal. Und auch hierbei haben verschiedene Katzen verschiedene Vorlieben.

Achte also darauf, Deiner Katze nicht nur vertikale, sondern auch ein paar horizontale „erlaubte“ Kratzflächen anzubieten.

Eine Auswahl gut geeigneter, katzengerechter Kratzgelegenheiten habe ich Dir hier zusammengestellt:

Kratzbrett mit vertikaler und horizontaler Fläche
Hier hat die Katze die freie Auwahl, ob sie lieber horizontal oder vertikal kratzen möchte.

Trotz noch so toller Kratzgelegenheiten findet Deine Katze das Sofa immer noch besser als alles andere?

Dann kannst Du über gezieltes Training gegensteuern. Denn wenn eine Katze schon wochen- oder sogar jahrelang gelernt hat, dass das Sofa einfach perfekt geeignet ist, um daran zu kratzen, wird es ihr alleine schwer fallen, stattdessen auf den neuen Kratzbaum zu wechseln.

 

Hier bist nun Du gefragt, um ihr das zu „erklären“. Und zwar durch positive Verstärkung.

Animiere Deine Katze dazu, die neuen Kratzgelegenheiten einmal auszutesten. Dazu kannst Du zum Beispiel mit den Fingernägeln daran kratzen oder sie ins Spielangelspiel miteinbeziehen.

Jedes Mal, wenn Deine Katze Interesse an den neuen Kratzmöbeln zeigt, lobst Du sie dafür ganz doll.

 

Unter Umständen kann es sinnvoll sein, die „verbotenen“ Kratzonen unzugänglich zu machen, indem Du „erlaubte“ Kratzmöbel direkt davor stellst oder in die Nähe platzierst und die „Verbotszonen“ durch Kratzschutzfolie abklebst.

 

Wichtig: Mach das bitte nur, wenn wirklich ausreichend gute Kratzalternativen vorhanden sind und benutze auf keinen Fall abschreckende Stoffe wie doppelseitiges Klebeband oder irgendetwas ähnliches.  Das Ziel beim Unzugänglich-Machen von Möbeln ist nicht, die Katze zu bestrafen, weil sie doch dort kratzt oder sie davon „abzuschrecken“, sondern nur, die Kratzgelegenheit weniger attraktiv zu machen, als die neue, „erlaubte“ Kratzgelegenheit.

Warum Du Deine Katze auf keinen Fall fürs Kratzen an Möbeln schimpfen, sie dafür bestrafen oder durch unangenehme Gerüche, doppelseitiges Klebeband etc. „abschrecken“ solltest:
  • Vertrauensverlust:

Deine Katze wird nicht verstehen, dass sie fürs Ausleben eines Grundbedürfnisses, für das sie überhaupt nichts kann, bestraft wird. Was sie aber verstehen wird: sie kann Dir nicht mehr vertrauen, denn Du machst ohne erkennbaren Grund gruselige Dinge. Außerdem kann sie sich in ihrem eigenen Zuhause nicht mehr sicher fühlen, weil dort unangenehme Dinge passieren.

 

  • Verlagerung des Problems:

Evtl. wird Deine Katze aufhören, am Sofa zu kratzen, wenn das immer wieder unangenehm war. Aber nicht, weil sie verstanden hat, dass sie das nicht darf, sondern weil sie lernt, dass dieser Ort unangenehm für sie ist oder immer etwas doofes passiert, wenn Du dort in die Nähe kommst. Also wird sie stattdessen woanders kratzen, wo sie es nicht soll.

Oder eben nur noch, wenn Du nicht in der Nähe bist.

 

  • Angst und Stress

Wenn eine Katze in ihrem eigenen Zuhause immer wieder unangenehme Erfahrungen macht, wird sie sich dort nicht mehr wohl fühlen. Ihr allgemeines Stresslevel steigt also an, bis sie es nicht mehr kompensieren kann. Die Folge davon: andere Verhaltensauffälligkeiten und Krankheiten

Katze Kratzsäule
Nur wer sich in seinem Zuhause wohl und sicher fühlt, kann ein glückliches und gesundes Katzenleben führen.

Du siehst also: Strafen und aversive Maßnahmen führen langfristig nur zu Problemen und bringen höchstens kurzfristige Lösungen, die man sich teuer erkauft.

 

Viel effektiver ist stattdessen positives Training, das Deine Katze auch versteht.

„Erkläre“ ihr also über gezieltes Lob und Clickertraining, dass es sich viel mehr lohnt, am schönen Kratzbaum zu kratzen. Dann wird sie das auch automatisch häufiger tun.

 

Zusätzlich kannst Du, wenn Du schon etwas Trainingserfahrung hast, auch über Barrierenclickern und Umkehrsignale trainieren, dass Deine Katze nicht in bestimmte Bereiche geht oder ein Verhalten auf ein Sognal hin abbricht und stattdessen etwas anderes macht. Und zwar freudig und motiviert, ganz ohne Stress und Schimpfen.

Literatur und Kursempfehlungen zum Einstieg ins positive Katzentraining findest Du z.B. hier:

Katze liegt auf Kratzbrett

Denn wie bei jedem unerwünschten Verhalten gilt auch beim Kratzen: sag Deiner Katze nicht, was sie nicht tun soll, sondern zeig ihr lieber, was sie stattdessen tun soll, mach ihr das gewünschte Verhalten so einfach wie möglich und belohne sie dafür.

Das ist langfristig nämlich viel effektiver und für Euch Beide auch viel angenehmer. 😊

 

Du kommst trotz der Tipps hier nicht so richtig weiter, Deine Katze kratzt immer noch an ungeeigneten Orten und Dir wünscht Dir gezielte Unterstützung?

Dann melde Dich gerne bei mir für eine individuelle Verhaltenstherapie.

Katze Kratzbaum Zähne sichtbar

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Alle Produktempfehlungen sind persönliche Empfehlungen aus meiner Erfahrung als Katzenhalterin ohne tiermedizinischen Anspruch.

 

Quellen:

AAFP and ISFM feline environmental needs guidelines.. https://www.scopus.com/inward/record.url?eid=2-s2.0-84879779601&partnerID=10&rel=R3.0.0

2024 AAFP indoor/outdoor lifestyle position statement https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/38408600/

Assessment of Clicker Training for Shelter Cats. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/28937608/

Diseases of the foot and nails: humans, cats, and dogs. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/7866952/

What’s in a Click? The Efficacy of Conditioned Reinforcement in Applied Animal Training: A Systematic Review and Meta-Analysis. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/32998242/

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