Auch wenn gesunde Katzen ihr Fell eigentlich sehr gut alleine pflegen können, bringt regelmäßiges Bürsten trotzdem viele Vorteile mit sich. Und gerade bei Langhaarkatzen bzw. im Fellwechsel kannst Du damit Deine Katze auch gesundheitlich sehr unterstützen und möglicherweise sogar durch ganz normales Bürsten eine notwendige Operation verhindern.
Ganz wichtig: Eine Katze mit offensichtlich ungepflegtem Fell oder verfilzten Bereichen im Haarkleid hat mit großer Wahrscheinlichkeit ein gesundheitliches Problem und sollte tierärztlich untersucht werden. Denn auch ohne Bürsten können gesunde Katzen ihr Fell in den allermeisten Fällen selbst in einem ordentlichen Zustand halten. Klappt das nicht, sind also meist Schmerzen oder Erkrankungen schuld daran.
In dem Fall ist die Hauptpriorität erstmal nicht das Bürsten, sondern das Finden und Behandeln dieses gesundheitlichen Problems!
Nun gehen wir in diesem Artikel aber davon aus, dass wir von einer gesunden Katze sprechen, die durchs Bürsten „nur“ zusätzlich unterstützt werden soll – denn genau dieses regelmäßige Bürsten ist wichtig und sollte nicht unterschätzt werden….

Was sind die Vorteile vom Bürsten?
Wenn Deine Katze gelernt hat, sich gerne und regelmäßig bürsten zu lassen, sorgt das nicht nur für weniger in der Wohnung herumliegende Haare.
Regelmäßiges kooperatives Bürsten
- … verbessert außerdem Eure Beziehung zueinander
- …regt die Durchblutung der Haut an
- …bietet die Möglichkeit, Verletzungen und Hautveränderungen schnell zu erkennen
- …entfernt Haare, die die Katze anders beim Putzen aufnehmen würde
Und genau da kommen wir zu dem Punkt, der mir aus medizinischer Sicht am wichtigsten ist…
Was passiert mit den beim Putzen von der Katze verschluckten Haaren?
Denn Katzen sind zwar prinzipiell schon in der Lage, eine gewisse Menge an Haaren abzuschlucken und auf natürlichem Wege durch den Verdauungstrakt zu befördern – doch wenn es zu viele Haare werden, klappt das leider nicht mehr.
Die Folge von zu vielen aufgenommen Haaren sind also:
- Das aufgenommene Fell wird erbrochen.
- Das aufgenommene Fell wird mit dem Kot ausgeschieden und kann dabei zu Koprostasen im Enddarm, also Verstopfungen führen.
- Das aufgenommene Fell bleibt im Darmtrakt liegen und bildet dort einen sogenannten Bezoar, also eine Art Stein. So ein Trichobezoar aus Haaren kann zu einer kompletten Verlegung des Darmtrakts führen, also einer Verstopfung.
Eine solche aus zu vielen Haaren entstandene Verlegung des Darmtrakts kann lebensbedrohlich enden. Typische Symptome sind häufiges Erbrechen, fehlender Kotabsatz und ein schnell schlechter werdender Kreislaufzustand.
Sollte Deine Katze solche Symptome zeigen, lass sie bitte schnellstmöglich tierärztlich behandeln. Denn ein Fremdkörperileus (also eine Verstopfung des Darms durch Fremdkörper wie z.B. Haare) kann unbehandelt schnell tödlich enden.
Kann der Fremdkörper nicht auf natürlichem Weg weiterwandern und auch nicht in Narkose mit einem Endoskop entfernt werden, bleibt als Behandlung nur eine Operation. Dabei werden die Bauchdecke und der betroffene Darmabschnitt eröffnet, der Fremdkörper und eventuell bereits abgestorbene Darmteile entfernt und anschließend die Darmwand wieder vernäht.
Um genau solche Operationen zu vermeiden, ist es wirklich wichtig
- keine leicht verschluckbaren Kleinteile in Katzenreichweite herumliegen zu lassen.
- die Menge der beim Putzen aufgenommenen Haare auf überschaubares Maß zu reduzieren.

Ist Erbrechen von Haarballen nicht normal?
Nein, ist es nicht. Auch wenn es häufig unerklärlicherweise immer noch als ganz normal angesehen wird, dass eine Katze regelmäßig Haarballen erbricht, ist das bei weitem nichts was zu einem „normalen“ Katzenleben gehört.
Jeder von uns hat vermutlich irgendwann im eigenen Leben schon mindestens einmal die Erfahrung gemacht, wie Erbrechen sich anfühlt. …und vermutlich zählt das eher nicht unter die Top 10 der schönsten Erlebnisse im Leben.
Auch für Katzen ist Erbrechen wohl eher kein Spaß. Und die dabei hervorgewürgte Magensäure tut auf Dauer Zähnen und Speiseröhre auch nicht wirklich gut, von der enormen körperlichen Anstrengung des Hochwürgens und den damit einhergehenden unangenehmen Empfindungen mal abgesehen.
„Physiologisches“ Erbrechen, also Erbrechen als gesundes Normalverhalten gibt es auch bei Katzen nicht. Eine gute Richtlinie, an der man sich orientieren kann lautet:
Erbricht eine Katze häufiger als zweimal im Jahr, sollte nach dem Grund dafür gesucht werden.
Häufige Gründe für Erbrechen sind:
- Erkrankungen
- Futtermittelunverträglichkeiten
- nicht katzengerechte Fütterung
- Stress
- übermäßig viele aufgenommene Haare
Ganz klar, bei Verdacht auf eine Erkrankung sollte immer eine tierärztliche Untersuchung an allererster Stelle stehen. Um katzengerechte Fütterung geht es in diesem Artikel hier bereits ausführlich und zu den Basics für ein stressfreies Katzenleben kannst Du in diesem Beitrag mehr lesen.
Bleibt also noch der Punkt der zu vielen aufgenommenen Haare.
Denn dieser Faktor lässt sich nun wirklich relativ einfach beeinflussen. Und zwar durch regelmäßiges Bürsten, um die Katze bei der Fellpflege zu unterstützen.

Wie klappt’s mit dem stressfreien Bürsten?
Damit das Bürsten kein Kampf wird, sondern Katze und Mensch Spaß macht, dürfen ein paar Punkte beachtet werden.
Ziepen ist ein NoGo.
Wenn Du im Fell Deiner Katze eine Verfilzung oder einen richtigen Knoten findest, bürste auf keinen Fall einfach darüber und riskiere schmerzhaftes Ziepen oder gar ein Herausreißen der Haare. Schneide Bereiche, die nicht ohne Ziepen gebürstet werden können, lieber vorsichtig mit einer abgerundeten Schere oder einer Schermaschine ab und achte dabei darauf, wirklich nur im Fell zu schneiden und nicht die Haut versehentlich zu verletzen.
Wenn Deine Katze aus gesundheitlichen Gründen zu Durchfall neigt (die selbstverständlich untersucht und behandelt werden müssen), kann auch eine Hygienerasur im Bereich von Hinterbeinen, Schwanz und um den Po herum sinnvoll sein, um schwer zu reinigende Verschmutzungen zu verhindern.
Verwende die richtige Bürste.
Je nach Felltyp können unterschiedliche Bürsten besser oder weniger gut geeignet sein. Für Langhaarkatzen sind häufig Kämme eine gute Wahl, ich selbst verwende sehr gerne eigentlich für Menschen gedachte Entwirr-Bürsten und feine Flohkämme. Probier also ruhig ein paar unterschiedliche Bürsten aus und teste, welche Art für das Fell Deiner Katze am besten geeignet ist.
Ein paar Utensilien zur Fellpflege, die ich gerne selbst gerne nutze, findest Du hier*.
Noch ein Tipp: Wenn nach dem Bürsten erst recht lose Haare auf der Katze herumliegen, beende das Bürst-Ritual am besten, indem Du Deine Katze mit einem weichen Mikrofaserlappen oder z.B. einem Schaffellhandschuh abstreichst und dabei die losen Haare direkt mit einsammelst.
Versetze Dich in Deine Katze hinein und achte auf ihre Körpersprache.
Bürste sie also so, wie Du als Katze auch am ehesten gebürstet werden würdest.
Sorge für eine entspannte Umgebung und einen bequemen Platz, auf dem sie zum Bürsten sitzen kann. Wähle den Zeitpunkt so, dass Deine Katze gerade eher in Kuschel- als in Spiellaune ist. Bürste in Fellrichtung statt dagegen und sei an sensiblen Bereichen wie Bauch, Innenseite der Beine und Ellenbogen z.B. besonders vorsichtig, um nicht zu ziepen. Die meisten Katzen finden Berührungen am Rücken, Schwanzansatz oder auch hinter den Ohren deutlich angenehmer als anderswo – starte also mit dem Bürsten am besten dort.
Training
Auch Bürsten will gelernt sein, gerade wenn Deine Katze es nicht von klein auf kennt oder schonmal unangenehme Erfahrung damit gemacht hat.
Verbinde das Bürsten also mit etwas angenehmem wie Leckerli und starte dabei in ganz kleinen Schritten. Das kann z.B. so aussiehen:
- Wenn die Bürste in Sichtweite kommt, gibt es Schleckpaste. Verschwindet die Bürste wieder hinter Deinem Rücken, ist auch die Schleckpaste wieder weg.
- Das wiederholst Du ein paarmal, bis der Anblick der Bürste schon ausreicht, damit Deine Katze freudig reagiert.
- Dann präsentierst Du die Bürste in kleinen Schritten etwas näher an der Katze und gibst ihr gleichzeitig jedes Mal etwas Leckeres, bis Du nah genug bist, um sie mit der Bürste zu berühren.
- Starte für die ersten Berührungen am besten mit der Rückseite der Bürste oder einer wirklich, wirklich weichen Bürste und verknüpfe auch hier wieder die Berührung der Bürste mit leckeren Snacks.
- Wenn Deine Katze die Berührung mit der Bürste positiv verknüpft hat, kannst Du mit ganz sanften ersten Bürstenstrichen z.B. am Rücken oder Schwanzansatz starten. Auch dabei gibt es gleichzeitig wieder etwas leckeres.
- Auf diese Weise kannst Du Stück für Stück das Bürsten ausweiten, bis aus der kurzen Berührung ein ausgiebiges Bürsten am ganzen Körper geworden ist.
Wenn Deine Katze auf diese Weise gelernt hat, das Bürsten etwas Schönes ist und das Bürsten selbst genießt, können dann auch die gleichzeitigen Snacks wegfallen.
Bürsten in Kooperation
Noch kooperativer gestalten lässt sich die Fellpflege mit einem Kooperationssignal. Dabei zeigt die Katze an, dass sie bereit ist, berührt bzw. gebürstet zu werden, indem sie sich z.B. auf einen vorher auftrainierten Gegenstand setzt oder sich in eine bestimmte Position platziert und einen vorher festgelegten Punkt anschaut. Solange sie dieses Kooperationssignal hält, gibt sie sozusagen ihr Einverständnis, dass Bürsten für sie gerade ok ist.
Braucht sie eine Pause, kann sie das ganz stressfrei zeigen, indem sie ihr Kooperationssignal verlässt und später wieder darauf zurückkehrt, wenn sie wieder bereits ist.
Dadurch ermöglichst Du ihr noch viel mehr Mitspracherecht, weil sie nicht nur „Nein, das reicht“, sondern auch wirklich „Ja, jetzt bin ich soweit, Du kannst weitermachen“ signalisieren kann. Wie Du ins Medical Training einsteigen kannst um Deiner Katze kooperative Fellpflege, Medikamenteneingabe und vieles mehr zu ermöglichen, kannst Du in diesem Kurs* lernen.

Fazit
Das Argument „meine Katze mag nicht gebürstet werden, also lasse ich es“ zählt aus meiner Sicht ehrlich gesagt nicht. Denn auch kleine Kinder mögen Haare kämmen und Zähne putzen nicht automatisch und trotzdem gibt es Sinn, ihnen spielerisch beizubringen, dass das eine wichtige Sache ist, die Spaß machen kann.
Und ganz genauso lohnt es sich auch für unsere Katzen, ihnen beizubringen dass Bürsten eigentlich etwas wirklich tolles ist. Denn um darauf zu verzichten, ist der gesundheitliche Nutzen meiner Ansicht nach einfach zu groß.
Wenn Du Dir neben den Tipps in diesem Artikel noch gezieltere Unterstützung bei der Fellpflege Deiner Katze oder einem anderen Thema wünschst, unterstütze ich Dich gerne im Rahmen einer Verhaltensberatung.
Quellen
zum Thema Erbrechen:
- Mechanisms, causes, investigation and management of vomiting disorders in cats: a literature review
- Hair balls in cats: a normal nuisance or a sign that something is wrong?
- Beet pulp intake and hairball faecal excretion in mixed-breed shorthaired cats
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Alle Produktempfehlungen sind persönliche Empfehlungen aus meiner Erfahrung als Katzenhalterin ohne tiermedizinischen Anspruch.