Unsauberkeit (also Urinabsatz an aus Menschensicht ungeeigneten Orten wie Fußabstreifer, Badewanne, Bett etc.) ist mit Abstand eines der häufigsten Verhaltensprobleme bei Katzen.

Aus Menschensicht nicht ganz so gravierende Probleme wie Pinkeln im Stehen oder Scharren an den Wänden des Katzenklos treten wahrscheinlich sogar noch häufiger auf. Beides ist oft ein klarer Hilferuf unserer Katzen, dass ihre Toilettensituation gerade alles andere als optimal ist.

Oft führen ungeeignete Katzentoiletten und der damit einhergehende Stress für die Katze sogar zu schweren gesundheitlichen Problemen.  Erkrankungen wie Blasenentzündung (idiopathische Zystitis), mehreren Arten von Harnsteinen und FLUTD (lebensbedrohlicher Notfall, bei dem kein Urin mehr abgesetzt werden kann) stehen sehr oft in direktem Zusammenhang mit einer ungeeigneten Toilettensituation.

Und das ist nicht gerade verwunderlich, denn die meisten im Handel befindlichen Katzentoiletten sind vor allem auf die Bedürfnisse von Menschen ausgelegt – klein, unauffällig, mit Deckel und Klapptür, damit man auch ja nichts riecht oder sogar selbstreinigend.

Nur leider erfüllt keiner dieser Punkte die Bedürfnisse, die eine Katze eigentlich hat.

Deshalb schauen wir uns jetzt die optimale Katzenklo-Situation aus Katzensicht einmal genauer an…

Wie macht das Katzenklo denn nun die Katze froh?

Erstmal vorab ‑ nicht jede Katze ist gleich und je nach Situation, Vorgeschichte und Charakter der Katze finden manche Katzen bestimmte Dinge total ok, die für andere schon ein absolutes NoGo wären. Hier geht es also vor allem um allgemeine Punkte, die bei den allermeisten Katzen gut funktionieren

Katzenklo

1. Anzahl der Katzenklos

Katzen setzen nicht gerne am gleichen Ort Kot und Urin ab. Deshalb sind pro Katzenhaushalt mindestens 2 Katzentoiletten nötig.

Im Mehrkatzenhaushalt kommt noch ein weiterer Faktor dazu – wenn Katze A gerade auf oder vor der Katzentoilette sitzt, ist die für Katze B blockiert. Wenn das zweite Klo nun schon für den Kotabsatz benutzt wurde, bleiben ihr nicht mehr viele Alternativen, um auch Urin absetzen zu können…

Deshalb sollte bei mehreren Katzen im gleichen Haushalt immer 1 Klo mehr als Katzen vorhanden sein.

Und da ich sehr oft die Argumentation höre, dass dafür kein Platz wäre, hier einmal kurz Klartext:

Wer keinen Platz für 4 Katzenklos hat, hat definitiv auch nicht genug Platz, um die restlichen Bedürfnisse von 3 Katzen ausreichend zu erfüllen und sollte dann eben auch keine 3 Katzen halten, sondern vllt lieber nur 2 oder evtl. auch gar keine…

Bei der Anzahl der Klos gilt also die Faustregel:
Pro Etage 1 Klo pro Katze + 1 Extra (n+1)

Also 1 Katze -> 2 Klos, 2 Katzen -> 3 Klos, 3 Katzen-> 4 Klos usw.

2. Größe der Katzenklos

Die meisten konventionellen Katzenklos sind leider zu klein. Und zwar nicht nur ein wenig, sondern viel zu klein. In so einem Minikästchen kann vielleicht ein Zwerg-Kaninchen oder ein Kitten sich einigermaßen drehen und scharren, eine erwachsene Katze aber nicht.

Und vor und nach dem Kotabsatz zu scharren, sich ein wenig zu drehen und zu buddeln gehört zu einem gesunden Ausscheidungsverhalten bei Katzen einfach dazu. Als erwachsener Mensch möchte man ja auch nicht ein Leben lang weiter das Babytöpfchen benutzen, weil es keine Alternative dazu gibt.


Ein ordentliches Katzenklo sollte also  min. 1,5x so lang sein wie die Katze selbst, um richtiges Buddeln, Zuscharren und eine bequeme „Kloposition“ zu ermöglichen.

Absolutes Minimum für ein Klo sind also 50x70cm.

3. Art des Katzenklos

Katzenklos mit Deckel und Tür sind geruchstechnisch eine Zumutung für jede Katze

Hier gibt es die verschiedensten Optionen auf dem Markt von HopIns, bei denen die Katze von oben ins Klo springen muss über das typische Klo mit Deckel und Schwingtür bis zum Hightech-Klo, das sich nach jeder Benutzung selbst reinigt.

Aber wie setzt eine Katze draußen Kot und Urin ab, wenn sie die freie Auswahl hat?

 Auf freier Fläche, so dass sie alles um sich herum gut im Blick hat, die Ausscheidungen danach gründlich vergraben kann und dann schnell den Ort des Geschehens (und Gestanks) verlassen kann. Wenn es sich anbietet, sind auch Sandkästen draußen sehr beliebte Katzenklos, auch wenn wir Menschen das nicht so toll finden. Keine Katze würde freiwillig ein komisches, elektrisches Gerät besteigen,  das sich nach jeder Benutzung dreht und sie quasi verjagt. Und sind wir doch mal ehrlich – wer geht schon gerne auf geschlossene Baustellen- oder Festivaltoiletten, in denen man fast schon Platzangst hat und es ekelerregend stinkt? Genauso geht es Katzen in geschlossenen Klos mit Deckel und Tür, nur haben Katzen noch einen viel feineren Geruchssinn als wir Menschen.

Und die Sache mit den HopIns… Zum einen sehen die zwar meistens sehr groß aus, die tatsächliche Grundfläche ist aber trotzdem oft zu klein. Für gesunde, junge Katzen kann das aber trotzdem gut funktionieren, immerhin können sie darin gut buddeln und es ist nach oben schön offen. Problematisch wird die Sache aber, wenn die Katze älter wird oder Einschränkungen im Bewegungsapparat bekommt, z.B. Arthrose und Gelenkschmerzen. Dann ist sie mit einem HopIn-Klo nämlich dazu gezwungen, mehrmals täglich hineinzuspringen und ein relativ kompliziertes Sportprogramm abzuliefern. Damit zwingen wir sie quasi zur Entscheidung: unsauber werden und woanders hinpinkeln oder unter Schmerzen aufs Klo zu klettern.

Die beste Option für die meisten Katzen ist also eine offene Klowanne ohne Deckel mit niedrigem Ein- und Ausstieg.

Von dort aus haben sie alles gut im Blick und sind nicht im Gestank eingesperrt.

Um auf Fliesenboden oder Parkett ein Rutschen beim Hinausspringen zu verhindern, sind Streufangmatten vor dem Klo eine gute Lösung. Und etwas sauberer ist die Wohnung damit auch direkt.

Eine gute Option, um Einstreu und evtl Urinspritzer nicht überall zu verteilen, sind große Plastikboxen, in die man 2 Eingänge hineinschneidet und die Schnittkanten dann abfeilt. Auch umfunktionierte Plastiksandkästen werden gerne angenommen. Oder eben konventionelle Katzenklowannen – aber dann bitte mindestens in XXL.

Bei normalem Plastik besteht zwar eine gewissen Gefahr, dass daraus beim Kontakt mit Katzenstreu Schadstoffe freigesetzt werden, aber in einem ordentlich eingestreuten Katzenklo sollte der Urin gar nicht bis zum Plastik kommen.

Beispiel für ein selbstgebautes "Luxusklo" ohne Deckel und mir erhöhten Rändern

3. Einstreu

Ein katzengerechtes Katzenklo hat vor allem eins: viiiiiel Einstreu, damit die Katze darin nach Herzenslust buddeln kann.

Mindestens 10cm tief sollte die Einstreu immer sein.

Welche Streu am besten geeignet ist, hängt sehr von den kätzischen und menschlichen individuellen Vorlieben ab. Aus ökologischer Sicht sind Naturstreus am besten, einige Katzen halten davon aber leider nicht so viel und mögen lieber Mineralstreu.

Hier kannst Du Dich einfach ein wenig durchtesten, bis Du die passende gefunden hast, die Deine Katze mag und die Du selbst im Hinblick auf Geruch- und Staubentwicklung gut findest.

Umso feinkörniger, desto besser wird die Streu in der Regel angenommen. Klumpende Streu ist meistens etwas einfacher in der Handhabung und schonender für den Geldbeutel.

Ein absolutes NoGo bei Katzenstreu sind aber stark riechende Düfte.

Denn ein Tier mit so sensiblem Geruchssinn wie eine Katze braucht weder Katzenstreu „for men“ noch „Frühlingsduft“ oder andere stark chemisch riechende Varianten. Das gleiche gilt für Duftperlen, Katzendeos & Co.

Besonderheit bei Kitten oder Katzen mit Pica: Verwende hier bitte Naturstreu, die sich bei Kontakt mit einer gewissen Menge Flüssigkeit selbst auflöst, um Verstopfungen zu vermeiden.

5. Hygiene im Katzenklo

Starke Düfte im Katzenklo sind auch gar nicht nötig, wenn es regelmäßig gereinigt wird.

 Urinklumpen und Kot sollten min 2x täglich entfernt werden, je öfter, desto besser.

Eine komplette Reinigung der Katzentoiletten mit Austausch der Einstreu und Reinigung des Klos selbst ist bei gesunden, erwachsenen Katzen und einem gut eingestreuten Klo nur alle paar Wochen nötig, solange keine Kot- oder Urinreste daran zu sehen sind.

Bei sehr jungen, sehr alten, trächtigen oder kranken Katzen sollten die Klos aber deutlich häufiger grundgereinigt werden, um eine Übertragung von Krankheitserregern zu vermeiden.

 

Verwende für die Desinfektion bitte auf keinen Fall Essig, das riecht für Katzen nämlich nach Raubtierurin und ist ein ziemlicher Abschreckungsfaktor. Mit Spülmittel schrubben, gründlich ausspülen und anschließend  mit heißem Wasser auskochen und evtl noch mit Enzymspray aussprühen reicht vollkommen aus.

 6. Der richtige Standort fürs Katzenklo

Wo stehen Katzenklos häufig? Möglichst außer Sichtweite, in Abstellraum, Keller, Dachboden oder neben der Waschmaschine. Wie oft hält die Katze sich dort normalerweise auf? Wahrscheinlich eher selten, da ist also in ganz vielen Katzenhaushalten noch Luft nach oben…

Das perfekte Katzenklo steht nämlich so, dass die Katze

‑ es leicht erreichen kann
‑ von dort aus alles im Blick hat
‑ im Mehrkatzenhaushalt mindestens 2 “Fluchtmöglichkeiten” zur Verfügung hat
‑ genug Abstand zu anderen wichtigen Ressourcen wie Futter, Schlafplatz usw. besteht
‑ nicht gestört wird

Mögliche Störfaktoren sind zB:
‑ Waschmaschine/Spülmaschine/ Fernseher direkt daneben
‑ Durchgangsverkehr, z.B. im Hausflur
‑ Toilettenspülung oder laufende Wasserhähne direkt daneben
‑ kleine Kinder oder Hunde (hier hilft ein Babygitter zur Absperrung)

Außerdem bringt es nichts, mehrere Klos direkt nebeneinander oder in einem Zimmer aufzustellen. Damit baut man als Katzensicht zwar ein schönes großes Klo mit vielen sauberen Ecken, aber es ist trotzdem nur eine Klostelle. Und wenn im Mehrkatzenhaushalt auch noch Katze A den Eingang zum Zimmer mit den vielen Klos versperrt, hilft es Katze B auf der anderen Seite der Tür auch nichts, wenn innen 20 Klos bereit stünden.

Besser ist es also, die Klos über die Wohnung verteilt an verschiedenen, leicht erreichbaren Standorten aufzustellen.

Um die Toilettensituation Deiner Katze möglichst angenehm zu machen achte also auf:

– min 1 Klo mehr im Haushalt als Katzen

– pro Etage min 1 Klo

– Mindestgröße der Klos 50x70cm

-leichter Ein- und Ausstieg

-keine geschlossenen Räume

– min 10 tiefe Einstreu

– keine starken Düfte oder Essigreiniger

– regelmäßige Reinigung

– leicht zugänglicher Standort ohne Störfaktoren

 

Du hast alle Tipps umgesetzt und Deine Katze ist trotzdem unsauber? Oder ihr habt mit wiederkehrenden Blasenentzündungen oder Durchfall zu kämpfen? Dann kontaktiere mich gerne für eine Therapie.

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